Mütter-Bashing als Volkssport
Wer nicht ganz neu im Bereich der Elternschaft unterwegs ist, der ist vermutlich schon mit dem Mütter-Bashing in Berührung gekommen. Ein wenig ist es vergleichbar mit Mobbing in der Schule – nur in einem anderen Bereich. Dabei ist die große Schwierigkeit, das Bashing zu erkennen, ohne sich selbst verantwortlich zu fühlen.
Mütter-Bashing beschreibt eine Bewegung, die sich gerade in den letzten Jahren stark entwickelt hat. In Zeiten des Internets, in dem die Möglichkeit besteht, sich allumfassend zu informieren und auch für alles einen Namen zu finden, haben sich in der Erziehung und der Kinderversorgung ganz unterschiedliche Lager gebildet. Ich möchte nur ein paar Stichpunkte benennen: „Stillen oder nicht Stillen?“, „Brei oder BLW?“, „Erziehung oder Beziehung?“.
Das wohl auffälligste Wort in diesen Verbindungen lautet dabei „oder“. Es scheint, als würde es keine Zwischennuancen mehr geben. Entweder ich bin eine vehemente Verfechterin der Hausgeburt oder ich gehöre zu den Müttern, die sich nicht vorstellen können, woanders als in einem Krankenhaus zu entbinden. Dazwischen? Keine Chance. Wenn ich in einem Gespräch darauf verweise, dass beide Wege für mich sowohl Vor- als auch Nachteile haben, wird mir über den Mund gefahren. Und diese Erfahrung mache nicht nur ich. Auch im Freundeskreis macht sich bemerkbar, dass immer weniger Eltern im Hinblick auf ihre Kinder einfach frei von der Leber weg reden. Die unterschwellige Angst, kritisiert zu werden, ist da – eben nicht nur online.
Anonymität des Internets vs. Kita um die Ecke
Wer bisher dachte, dass dieses Mütter-Bashing vor allem im Internet stattfindet, der wurde vielleicht schon eines Besseren belehrt. Natürlich ist es so, dass gerade in der Anonymität der sozialen Netzwerke und auf den Blogs verschiedener Elternblogger der Austausch leichter von der Hand geht – gerade auch dann, wenn man seine Meinung als einzig richtige Lösung verkaufen und so Kritik üben möchte. Aber längst ist dieses Phänomen auch in der Nachbarschaft angekommen. Ein Beispiel aus der Kita gefällig? Kindergeburtstag! Was bringe ich mit, wenn mein Kind Geburtstag hat? Hier ist das Bashing sehr subtil. Während ich ich dachte, dass ich mit einem kleinen Kuchen oder einem Obstteller alles richtig zu machen, finde ich immer häufiger bunte Geburtstagstüten im Fach meiner Tochter. „Ach, der Karl-Friedrich hat sich schon gewundert, dass es bei der Emma-Lea gar kein Tütchen gab.” Ich habe gesagt, “vielleicht haben Mama und Papa keine Zeit, weil ihnen die Arbeit wichtiger ist.“
Zack, schon sind in einem Satz gleich zwei Vorwürfe untergebracht. Neben dem Vorwurf, dass die Kinder keine Tütchen bekommen haben, klingt gleich noch der Vorwurf zum Lebensmodell der Eltern durch. Und das auf eine sehr freundliche, zuckersüße Weise, dass man sich umdreht und überlegt, was man eigentlich noch alles falsch macht.
Selbstbewusst durchs Leben – glückliche Kinder, glückliche Eltern
Lange habe ich mir das angesehen bzw. angehört und irgendwann für mich entschieden: So möchte ich das nicht. Wir als Familie haben für uns die optimalen Wege gefunden. Möchte ich mich austauschen über Erziehung, Beziehung, windelfrei oder Windeln, Flasche oder Brust, dann spreche ich das an. Werde ich gefragt, dann antworte ich ohne Verurteilung und ansonsten – schauen wir doch einfach darauf, ob unsere Familien glücklich sind und hören wir auf, über andere zu urteilen.
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